Die Lakota (oder Lakhota, Lak'ota [laˈkˣota], Lakȟóta – ‘Verbündete’), auch Teton (von Thítȟuŋwaŋ , Titonwan-kin – ‘Dwellers of the Plains’ – ‘Bewohner der Ebene’), sind nordamerikanische Indianer und ein Volk aus der Sioux-Sprachfamilie. Sie sind eng verwandt mit den Dakota. Zusammen sind diese beiden Gruppierungen auch als Sioux bekannt. Zur Mitte des 19. Jahrhunderts erstreckte sich ihr Territorium vom Little Missouri River im Nordwesten bis zum Missouri River im Nordosten und zum Platte River im Süden. Damit umfasste es weite Gebiete der heutigen US-Bundesstaaten South Dakota, North Dakota und Nebraska. Zentrum waren die Black Hills in South Dakota. Sie werden von den Lakota als Sitz der Geister und damit als heilig betrachtet.
Das Leben in den Großen Ebenen, die sich von Saskatchewan im Norden bis nach Texas im Süden ausdehnen, war hart. Es gibt dort keine nennenswerten Gebirgsketten und so ist man den Naturgewalten nahezu schutzlos ausgeliefert. Im Winter können die arktischen Stürme ohne jeden Widerstand über das Land fegen und Temperaturen von unter minus 30 Grad sind keine Seltenheit. In den Sommermonaten jedoch wird das Gebiet regelmäßig von einer gnadenlosen Hitze heimgesucht, begleitet von Sandstürmen, schweren Gewittern und sogar Tornados
Die Lakota waren typische Vertreter der Plains-Kultur. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts lebten sie in großen kreisförmigen Lagern aus Tipis, die von Büffelhäuten bedeckt waren. Sie führten ein Nomadenleben und transportierten ihre gesamte Habe auf von Pferden gezogenen Travois, wenn sie ihr Lager verlegten. Ihr Lebensunterhalt war vollständig von der Bisonjagd abhängig. Das Fleisch, die Innereien und das Knochenmark der Tiere diente zur Ernährung und die Haut wurde zur Herstellung von Kleidung, Schuhwerk und Abdeckung der Tipis verarbeitet. Die unzerreißbaren Sehnen verwendete man für Nähmaterial und Bögen, während die Bisonhörner als Schmuck auf dem Kopf getragen wurden. Selbst der getrocknete Bisonmist diente in den baumlosen Ebenen als Brennmaterial und wurde sorgsam gesammelt. Bekleidet waren die Lakota-Männer im Sommer mit ledernem Lendenschurz und Mokassins und im Winter mit Lederhemd, Leggings und Fellmänteln. Die Frauen trugen ein loses Fellkleid und Büffelkälber lieferten die Kleidung für Kinder. Das Bearbeiten der Büffelhäute und die Herstellung der Kleidung und Tipis war im Wesentlichen Frauenarbeit. Da es zu viel Arbeit für eine Frau war, ein Tipi zu nähen, lud sie einige andere Frauen des Stammes zum Tee ein. Wenn sie annahmen, mussten sie automatisch auch helfen, das Tipi zu nähen.
Besonders die Gegend der Black Hills spielt für die Mythologie der Lakota eine bedeutende Rolle. So soll rund um die Hügel ein Rennen stattgefunden haben, das zwischen Vögeln (Zwei-Beiner, welche die Menschen repräsentieren) und Tieren (Vier-Beiner) ausgetragen wurde. Die Vögel gewannen und so entstand eine natürliche Ordnung, in der die Menschen über die Tiere dominierten und den Bison und weiteres Wild zum Essen töten durften. Der Wind Cave in den Black Hills soll die Geburtsstätte der Menschen gewesen sein. Die Vier ist die heilige Zahl in der Religion der Lakota, die sich unter anderem in den vier Speichen des Medizinrades wiederfindet. Ebenso hat die Kreisform dieses Symbols eine zentrale Bedeutung, da sich nach den Vorstellungen dieses Volkes alles in Kreisläufen vollzieht.[1]
Die „Heilige Pfeife“ (Lakota: Chanunpa Wakan) wird noch heute bei heiligen Zeremonien eingesetzt. Volkstümlich wird sie auch „Friedenspfeife“ genannt. Die Lakota erzählen, dass sie die Zeremonienpfeife von einem schönen Geistwesen namens Weiße Büffelkalbfrau erhielten. Zwei Lakota-Jäger sahen sie, und einer der beiden begehrte sie. Doch er verschwand in einer Wolke, und als diese sich aufgelöst hatte, war nur noch ein Häufchen Knochen zu sehen. Das Geistwesen kam zum Stamm und überreichte dort eine rote Zeremonienpfeife mit den Worten: „Seht diese Pfeife! Vergesst niemals, wie heilig sie ist, und behandelt sie demgemäß, denn sie führt euch zum Ende. Denkt daran, in mir sind vier Zeitalter. Ich gehe von euch, aber ich schaue auf euch zurück, und am Ende kehre ich wieder.“ Seit damals wird die Pfeife vom Hüter der Zeremonienpfeifen aufbewahrt. Heute wird die „Heilige Pfeife“ von einem Mitglied der Looking-Horse-Familie aufbewahrt.
Die sieben Riten der Heiligen Pfeife stellen einen wesentlichen Teil des Rituallebens der Lakota dar. Sie wurden einer Legende der Lakota zufolge den Menschen durch die Weiße Büffelkalbfrau gegeben:
Die Dakota-Sioux, die im 17. Jahrhundert im Gebiet westlich der Großen Seen lebten, wurden von Ethnien der Algonkin, vor allem den Anishinabe, nach Westen vertrieben. Dort spalteten sie sich auf. Während ein Teil im Gebiet des heutigen Bundesstaates Minnesota blieb und weiterhin Ackerbau betrieb, wanderten andere nach Westen und Süden. Ihr Dialekt wandelte sich im Laufe der Jahre, so dass sie sich nun Lakota und Nakota statt Dakota nannten.
Als die Lakota um 1740 den Missouri erreichten, waren sie noch ein kleiner, schwacher Stamm, der sich auf mehrere Jagdverbände aufteilte. Dort trafen sie auf die befestigten Dörfer der Arikara und Mandan, durch die sie wahrscheinlich erstmals das Pferd kennenlernten. Zeitgleich gelangten die Lakota über die Franzosen im Norden zu Gewehren. Zwischen 1740 und 1760 überschritten die Oglala und Brulé erstmals auch den Missouri, was für ein politisches Erstarken der Lakota spricht. Das Pferd und das Gewehr legten den Grundstein für die spätere hegemoniale Übermacht der Lakota. Das Pferd erhöhte die Mobilität der Lakota, den riesigen Bisonherden konnte nun nahezu unbegrenzt gefolgt werden. Und im Notfall, z. B. auf der Flucht vor übermächtigen Gegnern, konnten die Lakota nun bis zu dreißig Meilen am Tag zurücklegen. Das Gewehr war – solange die Lakota nur über Vorderlader verfügten - zunächst Prestigeobjekt und verschaffte allenfalls bei der Kriegsführung Vorteile. Das Aufkommen der Hinterlader und Repetiergewehre wiederum erlaubte ihnen eine viel effizientere Bison-Jagd, aber auch eine effektivere Kriegsführung.
Zudem wurden die einst mächtigen, Ackerbau treibenden Stämme der Arikara, Hidatsa und Mandan durch verschiedene Seuchen ab Mitte des 18. Jahrhunderts erheblich geschwächt. So gab es vor einer verheerenden Epidemie im Jahre 1782 ca. 9.000 Mandan in mehreren von Palisaden geschützten Dörfern, danach waren sie bis auf 3.600 Stammesmitglieder dezimiert. Lewis und Clark schätzten sie 20 Jahre später auf nur noch ca. 1.250 Personen, die nach der Pockenepidemie von 1837 fast ausgelöscht waren und sich daraufhin den ebenfalls stark dezimierten Arikara und Hidatsa anschlossen.
Durch die physische Vernichtung ihrer Feinde, der einst mächtigen Prärie-Stämme, durch Seuchen, stiegen die Lakota ab 1820 nach und nach zu einer mächtigen indianischen Nation auf, die ihr Stammesgebiet auf Kosten ihrer Nachbarn immer weiter ausdehnen konnte. Um 1765 erreichten sie erstmals die Black Hills, die zu ihren heiligen Bergen wurden. Dort vertrieben sie zunächst einmal die Cheyenne, ihre späteren Verbündeten. Bis 1876 hatten die Lakota unter anderem die Kiowa, die Crow, die Pawnee und die Shoshone aus ihren ursprünglichen Siedlungs- und Jagdgebieten vertrieben.
Kontakt zu den Weißen
1805 schlossen die Lakota den ersten Vertrag mit der US-Regierung ab, in dem sie den Vereinigten Staaten ihre Souveränität garantierten. Zur Mitte des 19. Jahrhunderts nahm der Strom von neuen Siedlern in das Land der Lakota stark zu. Es kam zu Konflikten und Verlusten an Menschenleben auf beiden Seiten.
1851 trafen sich mehr als 10.000 Lakota, Yankton, Arapaho, Cheyenne, Östliche Shoshone, Absarokee, Assiniboine, Arikara, Mandan und Hidatsa mit Regierungsvertretern der USA am Horse Creek in der Nähe von Fort Laramie. Nach zwei Wochen war der Vertrag zwischen den Lakota und den Vereinigten Staaten in Kraft. Die USA bestätigten das Territorium der Lakota ohne Landabtretungen und verpflichteten sich, den Lakota jährliche Zahlungen zu leisten. Im Gegenzug erlaubten die Vertreter verschiedener Lakota-Gruppen den USA, Straßen und Militärposten auf ihrem Land zu errichten, zum Beispiel für den Oregon Trail. In der Folge führte dieser Überlandweg immer wieder zu Streitigkeiten zwischen den Lakota und den Weißen. Die dort durchziehenden Siedler brachten Krankheiten mit und vertrieben die Bisons.
1854 kam es zum ersten größeren Konflikt. Ein Minneconjou-Lakota, der bei der Brulé-Gruppe von Conquering Bear weilte, tötete die Kuh eines weißen Siedlers, nachdem diese großen Schaden im Lager der Lakota angerichtet hatte. Der Kommandeur von Fort Laramie sandte Lieutenant John L. Grattan aus, um von Conquering Bear die Auslieferung des Schuldigen zu verlangen. Da dieser kein Angehöriger der Brulé war, konnte Conquering Bear der Forderung nicht nachkommen. Es kam zum Streit zwischen Grattan und dem Brulé-Häuptling, der von einem Soldaten in den Rücken geschossen und tödlich verletzt wurde. Die aufgebrachten Brulé-Lakota töteten daraufhin das gesamte aus 30 Soldaten bestehende Kommando von Grattan. In der Folge griffen Lakota-Krieger regelmäßig weiße Siedler auf dem Oregon Trail an. Ein Jahr später errichtete General William S. Harney mit Fort Pierre einen weiteren Militärposten am Missouri. Am 3. September attackierte er das Brulé-Dorf von Little Thunder, das jedoch am Kampf gegen Grattan nicht beteiligt gewesen war. Harneys Truppe tötete 86 Brulé und nahm weitere 70 gefangen.
1856 trafen sich Vertreter sämtlicher Lakota-, Yankton- und Yanktonai-Gruppen bei Fort Pierre mit General Harney. Der Häuptling der Minneconjou One Horn lieferte den Krieger aus, der die Kuh getötet hatte.
In Fort Laramie wurden mehrere Verträge unterzeichnet, der bedeutendste und als Vertrag von Fort Laramie bekannte war der vom 6. November 1868. Er legte das Gebiet des gesamten heutigen US-Bundesstaates South Dakota westlich des Missouri, einschließlich der Black Hills (von der Nordgrenze in Nebraska bis zum 46. Breitengrad und vom Missouri im Osten bis zum 104. Meridian im Westen) als Indianerland zur uneingeschränkten und unbehelligten Nutzung und Besiedlung durch die Great Sioux Nation fest. Landabtretungen sollten nur dann möglich sein, wenn mindestens drei Viertel aller erwachsenen männlichen Sioux, die auf Reservatsgebiet leben, dem zustimmen.
1874 schickte die US-Regierung eine Expedition unter dem militärischem Schutz von George Armstrong Custer in die Black Hills, bei der dort Gold entdeckt wurde. Der daraufhin in den Black Hills sogleich einsetzende Goldrausch führte schließlich zu einem erneuten Indianerkrieg. In dessen Verlauf konnten die beteiligten Stämme in der Schlacht am Little Bighorn ihren größten militärischen Erfolg erzielen, der ihr Schicksal aber nicht mehr abwendete. Eine nicht genau bekannte Anzahl Prärieindianer wurde bis zum Frühjahr 1877 getötet, verhungerte oder starb an Krankheiten. Einigen gelang die Flucht auf kanadisches Territorium. Den weitaus größten Teil ihres Stammesgebietes verloren die Sioux und Northern Cheyenne an die Weißen, darunter auch die Black Hills. 1979 bekamen sie deshalb wegen der Missachtung des Vertrags von Fort Laramie und anderer Vereinbarungen eine finanzielle Entschädigung von damals 101 Millionen Dollar zugesprochen. Bis heute verweigern die Sioux jedoch die Annahme des Geldes. Sie wollen das ihnen angestammte Land zurück, vor allem auch die ihnen heiligen Black Hills (Paha Sapa).
Der letzte Krieg
1873 war der Bau der Northern Pacific Railroad fertig gestellt. 1874 fand Colonel George A. Custer Gold in den Black Hills. Nachdem die US-Regierung 1875 erfolglos versucht hatte, die Black Hills von den Lakota aufzukaufen, befahl sie, die Lakota in Indianerreservate umzusiedeln. In einer groß angelegten Kampagne griffen US-Truppen unter Colonel John Gibbon, General Alfred Terry und General George Crook die Lakota von verschiedenen Richtungen an. Es kam zu einigen heftigen Gefechten. George A. Custer führte einen Teil von Terrys Streitkräften. Die Schlacht, die er und seine Männer den Lakota lieferten und in der Custer samt seinem ganzen 215-köpfigen Regiment sein Leben verlor, ist das wohl bekannteste Gefecht zwischen Indianern und US-Militär. Es ging als Schlacht am Little Bighorn River in die Geschichte ein. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits viele Lakota in Reservaten.
Die Schlacht am Little Bighorn River war das letzte Aufbäumen der noch freien Lakota. Durch gezieltes Töten der Bisons war den Lakota die Lebensgrundlage entzogen worden. Die führenden Häuptlinge des Verteidigungskampfes flohen 1877 nach der Schlacht nach Kanada (Sitting Bull) oder kapitulierten nach mühsamen Rückzugsgefechten aufgrund einer Hungersnot (Crazy Horse). Am 5. September wurde Häuptling Crazy Horse im Camp Robinson ermordet. Dieses Ereignis markierte das Ende des Widerstandes der Lakota gegen die Weißen. Sämtliche Lakota befanden sich nun in Reservaten oder in Kanada.
Ende der 1880er Jahre schlossen sich viele Lakota der Geistertanz-Bewegung an. Die Bewegung prophezeite das Wiedererstarken der Indianer und verunsicherte die Weißen, obwohl die Bewegung ausschließlich aus friedlichen Zeremonien bestand. Am 29. Dezember 1890 richtete die US-Armee in der Nähe von Wounded Knee ein Massaker an den Geistertänzern an, die sich bereits ergeben hatten und entwaffnet waren. Mehr als 300 Lakota starben. Dieses Massaker zerstörte die letzte Hoffnung der Lakota.
Den Lakota wurden sechs Reservate zugewiesen, die nur einen Bruchteil ihres einstiges Landes umfassten.
Die Lebensbedingungen in den Reservaten sind verheerend, die Lebenserwartung beträgt nur 44 Jahre. Teilweise erklärt sich das dadurch, dass die Sterblichkeitsrate der Lakota die höchste in den USA ist. Allein die Kindersterblichkeit ist dreimal so hoch wie deren Durchschnitt in den Vereinigten Staaten, und die Selbstmordrate von Jugendlichen ist 1,5-mal so hoch wie der Durchschnitt für diese Gruppe. Alkohol und Drogen spielen dabei ebenfalls eine wesentliche Rolle, mehr als die Hälfte der Erwachsenen sind alkohol- oder drogenabhängig, 8 von 10 Familien sind von Alkoholismus betroffen. Die schlechte Gesundheitsvorsorge trägt ihren Teil zu der frühen Sterblichkeit bei, die Rate der an Tuberkulose Erkrankten ist in den Reservaten der Lakota 800 % höher als im Durchschnitt der Vereinigten Staaten, während die Versorgung der Bewohner mit Nahrungsmitteln mit einem hohen Zuckeranteil Diabetes und Herzkrankheiten bewirkt.
Die sozialen Umstände erschweren eine normale Entwicklung. 97 % der Lakota leben unterhalb der Armutsgrenze, das durchschnittliche Jahreseinkommen beträgt 2600 $ - 3500 $. In den Reservaten ist die Arbeitslosenquote 85 % höher als außerhalb. Die Rate der inhaftierten Kinder von Indianern ist 40 % höher als die der Weißen, und insgesamt 21 % der Staatsgefangenen in Süd-Dakota sind Ureinwohner. Das Leben in Armut bedeutet für viele Familien, dass sie sich kein Heizöl, Holz oder Gas leisten können, und viele Bewohner benutzen Öfen zum Heizen ihrer Wohnungen. Jeden Winter sterben alte Menschen an Unterkühlung.
Die Wohnsituation ist katastrophal, nach Schätzungen teilen sich im Durchschnitt 17 Personen eine nur aus zwei oder drei Räumen bestehende Wohnung. In manchen Wohnungen, die für 6 bis 8 Personen gebaut wurden, leben bis zu 30 Menschen. Einem Drittel der Wohnungen mangelt es an sauberem Wasser und an Abwasserkläranlagen und 40 % an elektrischem Strom. 60 % der Familien in den Reservaten haben kein Telefon. 60 % der Wohnungen sind wohl mit Aspergillus niger infiziert; dieser Schimmelpilz kann tödliche Krankheiten verursachen.
Obwohl die Lakota gemeinsam leben, wird die ursprüngliche Lakota-Sprache nicht tradiert. Nur 14 % der Lakota-Bevölkerung kann diese Sprache sprechen, dabei liegt das Durchschnittsalter der Lakotasprechenden bei 65 Jahren. Damit gehört die Lakota-Sprache zu den bedrohten Sprachen, die kurz vor dem Aussterben stehen.
Die Black Hills
Die Black Hills gelten den Lakota-Sioux als heilige Berge. In ihnen spielen viele ihrer Mythen, und spirituelle Orte in den Bergen werden bis heute für religiöse Handlungen aufgesucht. Im Vertrag von Fort Laramie, den die US-Regierung im Jahre 1868 mit den Lakota-, Cheyenne- und Arapaho-Indianern abschloss, wurden den drei Völkern das Sioux-Reservat zugesprochen und die Black Hills den Lakota als exklusives Jagdgebiet zugesichert. Eine nach dem Vertrag illegale Expedition unter George Armstrong Custer erkundete 1874 die Black Hills und fand in den Bergen Gold. Nach den Goldfunden versuchte die Regierung die Lakota zu einer Abtretung der Bergkette zu bewegen, allerdings ohne Erfolg. Goldsucher drangen rechtswidrig in das Gebiet ein, es entwickelte sich ein Goldrausch. Konflikte im Winter 1875/76 führten zum erneuten Einsatz Custers und des 7. Kavallerie-Regiments und der Schlacht am Little Bighorn im Juni 1876. Nach der endgültigen Niederlage der Indianer im Herbst desselben Jahres wurden 1877 das große Sioux-Reservat zerschlagen und den Lakota die Black Hills entzogen.
Ein Prozess der Lakota aus dem Jahr 1921 dauerte bis 1980, als der Supreme Court in der Entscheidung United States v. Sioux Nation of Indians, 448 U.S. 371 (1980) die Maßnahme als Enteignung einstufte und den Lakota 105 Millionen Dollar als Entschädigung zusprach.Obwohl das Lakota-Reservat zu den ärmsten Regionen der Vereinigten Staaten gehört, nahm die Vertretung des Volkes die Zahlung nicht an, sondern verlangt bis heute die Rückgabe der Berge. Die Gelder waren bis 2007 durch Zinsen auf über $750 Millionen angewachsen. Ein Gesetzentwurf des Senators Bill Bradley von Mitte der 1980er Jahre wollte den Lakota ein rundes Sechstel der Berge zusprechen, die im Bundesbesitz verblieben waren. Er scheiterte schon im Vorfeld des formalen Verfahrens an unterschiedlichen Vorstellungen von Seiten der Lakota.
Eine Gruppe mit dem Namen Lakota Freedom Delegation unter ihrem Anführer Russell Means erklärte am 20. Dezember 2007 in Washington die Unabhängigkeit der Lakota von den USA. In einer dem Außenministerium der Vereinigten Staaten von Amerika überreichten Note kündigten sie alle 33 der im Laufe der Zeit mit den USA geschlossenen Verträge auf, weil diese von den Kolonisten bis heute nicht eingehalten worden seien.
Avis Little Eagle, die stellvertretende Vorsitzende des Standing Rock Sioux Tribal Council sagte über die Lakota Freedom Delegation und ihre Erklärung: „Ich verstehe, warum sie das machen, aber wir als gewählte offizielle Vertreter berufen uns auf die Verträge in unserer täglichen Arbeit, da es sich dabei um gültige Dokumente handelt. (I see where they’re coming from, but we, as elected officials, on a daily basis we refer to those treaties because to us they are living documents).“ Man werde über die Erklärung im Rat diskutieren. Viele Stammesregierungen seien über die mangelnde Unterstützung durch die US-Bundesregierung bei der Gesundheitsversorgung, Strafverfolgung und andere Verpflichtungen aus den Verträgen frustriert. „Falls dies uns Aufmerksamkeit bringt, wird es vielleicht gut gewesen sein.“ Vor der Unabhängigkeitserklärung war sie nach ihrer Aussage nicht über die Pläne der Delegation informiert.
Die verschiedenen Stämme und Gruppen der Lakota sind heute, meist zusammen mit Angehörigen der Nakota- und Dakota-Stammesgruppen der Sioux, in folgenden auf Bundesebene anerkannten Stämmen (federally recognized tribes) organisiert und eingeschrieben:
Vereinigte Staaten - North Dakota
Vereinigte Staaten - South Dakota
Die einzige First Nation in Kanada der Lakota-Stammesgruppe befindet sich in der Prärieprovinz von Saskatchewan, die aus Nachkommen nordwärts flüchtender Hunkpapa unter der Führung von Sitting Bull nach der Schlacht am Little Bighorn bestehen.
File Hills Qu'Appelle Tribal Council
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Anfänglich unterteilten sich die Lakota nur in die drei Stämme Oglala, Brulé und Saone, wobei die Oglala den westlichen Teil des Lakota-Territoriums bewohnten, die Brulé den östlichen und die Saone den nördlichen. Später spalteten sich die Saone weiter auf in Blackfeet (auch Sioux Blackfoot), Hunkpapa, Minneconjou, Sans Arc und Two Kettles, so dass die Lakota heute aus sieben Stämmen gebildet werden. Jeder dieser nomadischen Stämme unterteilte sich in mehrere Gruppen (engl. Bands), die frei umherzogen. Die Grenzen zwischen den sieben Stämmen waren nicht fix sondern überlappten sich. Die verschiedenen Gruppen - auch Gruppen verschiedener Lakota-Stämme - trafen sich regelmäßig zur gemeinsamen Jagd oder für Zeremonien.
Ursprünglich bildeten sieben Stämme der Sioux eine Allianz, die sie Oceti Sakowin oder Očhéthi Šakówiŋ (‘Das Feuer der sieben Stämme’, ‘Die sieben Ratsfeuer’)[22] nannten. Zu den Očhéthi Šakówiŋ gehörten neben den vier Östlichen Dakota-Stämmen (Mdewakanton, Wahpekute, Sisseton, Wahpeton), die Westlichen Dakota (Yankton und Yanktonai) sowie als größte Gruppe die Lakota.
Die Mdewakanton waren bis zum Aufstand der Östlichen Dakota 1862 in Minnesota der führende Stamm der Očhéthi Šakówiŋ, mussten aber als Folge der Niederlage, bei der sie große Verluste an Menschen und Kampfkraft erlitten, ihre Stellung innerhalb der Allianz an die größte Gruppe der Teton, den Oglala, abtreten.